CHRONIK DER ÖSTERREICHISCHEN DAIMLER MOTOREN GESELLSCHAFT
1899:
• Gegründet am 11. August als "Österreichische Daimler Motoren Commanditgesellschaft Bierenz Fischer u. Co" unter Benutzung der Patente
sowie der Beteiligung der Cannstädter „Daimler Motoren Gesellschaft“.
Firmengründer: Eduard Bierenz (Fa. Bierenz u. Hermann Wien - Vertreiber der deutschen Daimler Produkte, persönlicher Freund Gottlieb Daimlers)
sowie Eduard Fischer (Vorbesitzer der Maschinenfabrik Eisen- u. Metallgießerei Gebrüder Fischer).
• 10 Kommanditisten (Zeichnungsbetrag zusammen 200.000Gulden).
• Facharbeiter wurden zwischen Wr. Neustadt und Cannstadt ausgetauscht.
• Arbeiterstand in Wr. Neustadt: 70 - 80.
1900:
• Erstes, in Wr. Neustadt gebautes Automobil - am 14. Mai 1900 fertig gestellt, 4 HP 2 Zyl., 4 Sitze.
• Paul Daimler sollte die Leitung in Wr. Neustadt übernehmen, verweilte aber wegen Krankheit und Tod seines Vaters
Gottlieb Daimler notgedrungener Weise weiterhin in Deutschland.
• Die Produktpalette umfasste: Motor Luxuswagen, Motor Lastwagen, Motor Omnibusse, Motor Geschäftswagen, Motorboote, Schiffsmotoren,
Schienenfahrzeuge.
• Weitere Tätigkeitsbereiche waren die Aufstellung, Montage und Reparatur einschlägiger Produkte.
• Eduard Fischer unternimmt im Herbst 1900 eine Parisreise mit einem Österr. Daimler.
1902:
• Paul Daimler kommt nach Wr. Neustadt, wird persönlich haftender Gesellschafter, übernimmt die
Firmenleitung.
• Eduard Bierenz verlässt die Neustädter Daimlerwerke.
• Firmenumstrukturierung am 27. Juni 1902, in: "Österreichische Daimler Motoren Commanditgesellschaft" mit einem
Kapital von 100.000 Kronen.
• Direktoren: Eduard Fischer und Ernst Berge.
1903:
• Der „Paul Daimler-Wagen“ mit quergestelltem 2 Zylinder 4-takt 9HP Motor wird mit mäßigem Erfolg gebaut.
1904:
• Rennteilnahme (Gordon Bennet Rennen, Semmering ) mit in Wr. Neustadt
zusammengebauten 90 HP Wagen aus Untertürkheim (das Cannstädter Werk wurde durch einen Großbrand vernichtet), "Wiener Neustädter Mercedes"
genannt.
1905:
• Konstruktion des ersten 4-radgetriebenen Wagens!
• Erster Panzerwagen wird in Zusammenarbeit mit Hptm. Robert Wolf gebaut, 30 HP 4400ccm und Allradantrieb.
• Paul Daimler verlässt Wr. Neustadt in Richtung Untertürkheim um dort den Posten Wilhelm Maybachs
einzunehmen.
1906:
• Ferdinand Porsche wird am 19. Juli als technischer Direktor und Nachfolger Paul Daimlers durch Vermittlung von Generalkonsul Emil Jellinek Mercedes
eingestellt.
• Herr Jelinek kauft die Mixte-Patente von Lohner, gründet eine Reihe von Firmen, um die in Wr. Neustadt produzierten Fahrzeuge weltweit zu vertreiben (
Mercedes Vertriebsgesellschaft, Mercedes Mixt, Mercedes Elektriques).
• Produktionsumfang: Automobile, Krankenwagen, Feuerwehrwagen, Oberleitungsbusse, Mixte Wagen, und Militärfahrzeuge.
• Ca. 430 Beschäftigte bei AD.
• Neuer Firmenname ab 27. Juli 1906: "Österreichische Daimler Motoren Gesellschaft - Gesellschaft mit beschränkter
Haftung."
• Firmenleitung: Eduard Fischer, Wilhelm Strauß und Ferdinand Porsche.
• Eigenständige Konstruktionen ersetzen Zug um Zug Lizenzprodukte, Beginn des Abnabelungsprozesses
vom deutschen Betrieb.
1907:
• Das Betriebsgelände umfasst 120.000 m².
• Mitarbeiterstand: 700 Arbeiter 80 Angestellte.
• Luftschiffmotore werden entwickelt
• Ein Mixte Rennwagen wird gebaut 30/55HP.
• Maja Wagen 24/28HP, 5700ccm, 4Zyl, Diamantgetriebe (Ziehkeilgetriebe)
Federbandkupplung – gebaut für Herrn Jellinek und seinen franz. Maja Gesellschaft.
1908:
• Die Neustädter Automobilfirma befindet sich „im argen Niedergang“, der Maja Wagen wird am Automarkt wegen Getriebeproblemen sowie genereller Absatzkrise
in der Autobranche nicht angenommen.
Herr Jellinek zieht sich nach Riesenpleite aus dem Geschäftsbereich „Automobile“ zurück.
• Belegschaftsreduktion auf ca. 300 Mitarbeiter.
• Das Stammkapital wird von 200.000,-- auf 4.400.000,-- Kronen erhöht.
1909:
• Trennung zwischen Deutschen und Österreichischen Daimlerwerken.
• Nachfolger des Majawagens wird der 28/30HP bzw. 28/32HP mit verbessertem Getriebe, Magnetzündung, Ketten- oder Kardanantrieb.
• Mit der Type 16/18HP unternimmt Porsche eine Fernfahrt nach London.
• Entwicklung des Mörserzugwagens M09 für das Österr. Militär.
• Erste Flugmotore werden entwickelt.
• Werkserweiterung!
1910:
• Umwandlung in eine Aktiengesellschaft am 7. Oktober zu
"Oesterreichische Daimler-Motoren-Aktiengesellschaft"
• Produktionsbereich: Automobile mit Benzin- und elektrischen Antrieb, Automobilmotore, Luftschiffmotore, Schiffsmotore, schnellaufende Explosionsmotore für stationäre Zwecke,
Aeroplane und Aeroplanmotore.
• Porsche, Fischer und Schönfeld erzielen die sensationellen ersten 3 Plätze bei der Prinz Heinrich Fahrt (ca.2000km) mit einem speziell dafür gebauten Rennwagen mit
aerodynamischer Karosserie - 4Zyl., 86HP, OHC Doppelzündung, 5700 ccm. Dieser Sieg wird erfolgreich vermarktet.
Das Telegrammwort Austro Daimler wird als Markenbezeichnung gebräuchlich.
• Ca. 800 Beschäftigte bei AD.
1911:
• Österr. Kaiser FJ gestattet die Verwendung des Doppeladlers im Firmenzeichen.
• AD und Skoda gründen eine Interessensgemeinschaft.
• Alpenfahrt 1911- Sieg des als „Eisernes Team“ bekannten Trios Porsche, Fischer, Schönfeld mit dem 9/27HP Alpenwagen, 2.200 ccm, 4 Zyl., SV.
• Ca. 1000 Beschäftigte bei AD.
1912:
• Verkauf aller AD-Aktien durch das deutsche Mutterwerk in Untertürkheim, dadurch völlige Loslösung. Ab sofort stehen beide Betriebe in direkter Konkurrenz!
• Kaiser FJ1. bekommt einen AD60HP Wagen mit Lohner Karosserie.
• Personenwagen von 20-80HP werden angeboten.
• Saisonneuheit: 14/32HP, 3.560 ccm geht gleich mit 100 Stück in 1. Serie.
• Bau des Mörserzugwagens M12, 100 HP, 6Zyl, 12t Eigengewicht, Zuglast 30t.
1913:
• A-Zug, auch „Landwehrtrain“ genannt, Benzinelektrische Zugmaschine mit zahlreichen Einachsanhängern wird für milit. Zwecke entwickelt.
• Am 8. Juli 1913 - Fusion mit Skoda (Direktor Karl Ritter v. Skoda) durch den Aktienerwerb aus Untertürkheim.
1914:
• Ca. 900 Beschäftigte bei AD.
• Kriegsbedingte Produktionsumstellung.
1915:
• Neugründung der Österreichischen Flugzeugfabrik Aktiengesellschaft "OeFFAG" unter der Beteiligung von Karl Ritter v. Skoda, F. Porsche und der k.u.k. privaten Kreditanstalt
für Handel und Gewerbe.
• Bis 1919 Flugzeugbau - später Karosserielieferant vieler österreichischer Daimlerfahrzeuge.
• 1928 wird sie mit AD fusionieren.
1916:
• Feldbahnzug - benzinelektrisch, mit bis zu 26 Anhängern wird gebaut,
• B u. C-Zug, Mehrwegefahrzeug für Schiene und Straße, 150HP Motor, 90kW, Nutzlast 45t. Zugmaschine M12/16 - eine Weiterentwicklung, insgesamt wurden 349 Stk.
an das Österr. Militär geliefert.
•
1917:
• Porsche wird am 8. Jänner Generaldirektor in Wr. Neustadt und erhält im Juni das Ehrendoktorat der Techn. Hochschule.
• Daimler Pferd-Kraftprotze 4-Zyl., 14,5 HP wird gebaut - Ing. Karl Rabe konstruiert ausfahrbare Greifschaufeln für die 1,5m hohen Antriebsräder.
• Flugmotore mit bis zu 400 HP und 12 Zylindern werden gebaut.
• Mitarbeiterstand: 5.000 Arbeiter und 500 Beamte.
• M17 Artilleriezugwagen "Goliath" 80HP 4 Zyl. (138 Stück werden gebaut).
1918:
• Starke Verschuldung des Betriebes durch Inflation und hohe Rohstoffpreise.
• Jännerstreik - Arbeiterdemo - beginnend im Wr. Neustädter Daimlerwerk, Anführer Eduard Schönfeld.
• Anteile von Skoda gehen nach Kriegsende zur Wiener Bank und Kreditverein für Handel und Gewerbe - Hauptaktionär Camillo Castiglione.
• Ca. 4.500 Beschäftigte bei AD.
1919:
• Vernichtung aller Flugmotoren lt. Friedensvertrag.
• "Oeffag" baut nun hauptsächlich Karosserien für AD Wagen.
• Beginn einer zivilen Wagenproduktion mit den Vorkriegstypen 25 HP und 35 HP.
1920:
• Interessengemeinschaft mit Austo Fiat und den Puchwerken Graz.
AD baut nun keine LKWs mehr und Puch keine PKWs.
• Noch ca. 3.500 Beschäftigte bei AD!
• Entwicklung des 6 Zyl. Luxuswagens AD617, 4400 ccm, 60 HP (17/60 HP).
• C. Castiglioni erwirbt AD Aktienmehrheit, durch seine Transaktionen wird unerträgliche Schuldenlast angehäuft!
1921:
• Der AD617 geht in Serienproduktion.
1922:
• Der erfolgreiche "Sascha" (benannt nach Graf Alexander Kolowrat, Fabrikant und Begründer der Österr. Filmindustrie) Rennwagen ADS R wird gebaut: 1.100 und 1.500 ccm.
Weiterentwicklung auf 2.000 ccm (ADS II R),
Die überaus erfolgreiche „Saschafamilie“ mit DOHC Motore erringt 1922 43 Siege und 8 zweite Plätze.
• Ein neuer 6-Zylinder, der ADMR mit 3000ccm wird entwickelt.
• 10 ADS Prototypen einer neuen Kleinwagenserie mit OHC Motore werden gebaut.
• Rennfahrer Fritz Kuhn verstirbt nach Unfall mit ADS II R in Monza.
• Der ADM wird (noch unter Prof. Porsche) entwickelt. Es kommt aber nicht zur Serienfertigung. Rückbickend wird diese Prototype als ADM I bezeichnet.
1923:
• Porsche verlässt AD nach Differenzen mit dem Aufsichtsrat der "Allgemeinen Depositenbank" (Camillo Castiglioni), seine Stelle als Chef-Techniker übernimmt DI Otto
Köhler.
• Der ADM ( Mitteltype) wird gebaut, 2.540 ccm, 1 Vergaser, 70 mm (40 HP), später 71 mm Bohrung (45 HP) 110 Hub. (Rückblickend als ADM II bezeichnet).
• Werksstilllegung! 2.000 Arbeiter werden entlassen, es verbleiben ca. 1.500 Beschäftigte bei AD.
• Produktionsstart des ADV (Vierradbremse, 2 Vergaser) = Weiterentwicklung des AD617 - gebaut bis ca. 1927.
1924:
• Der Beschäftigtenstand sinkt abermals dramatisch auf nur mehr 200!
1925:
• Weiterentwicklung der ADM Type: Normalversion mit 2- Vergaser, Bohrung 71,5mm 110 Hub, 2.649 ccm - 45PS,
ADM Sport: 2-Vergaser, 71,5mmBohrung 110 Hub, 2.649 ccm - 65PS.
Aktienmehrheitsbesitz von Herrn Castiglioni auf Credit-Anstalt, Wiener Bankverein, Anglobank u. Depositenbank aufgeteilt.
1926:
• Der ADM 3 Liter Sport geht in Produktion: 100 HP, 76 mm Bohrung, 110 Hub. Dieser Wagen stellt die Basis des Rennwagens, in dem Hans Stuck erfolgreicher AD Rennfahrer wird
(1927-1930).
1927:
• Die Neuentwicklung ADR kommt zur Auslieferung. Diese Konstruktion von Ing. Rabe ist das erfolgreichste AD Pkw-Produkt, (2400 Stk)., 70 HP, 3,0 l 76 Bohrung, 110 Hub.
• Ing. Karl Rabe wechselt zu Daimler (zu F. Porsche) nach Stuttgart.
1928:
• Die Grazer Puchwerke AG, die OeFFAG und AD werden zur "Austro Daimler Puchwerke Aktiengesellschaft" zusammengeschlossen. Die Eintragung ins Handelsregister erfolgte am 28.
Dez. 1928.
• Hans Stuck wird als Werksfahrer verpflichtet und eilt von Sieg zu Sieg bei den populären Bergrennen in Europa.
1929:
• Ca. 700 Beschäftigte bei AD.
• Im Dez. wird Ing. Paul GÖTZL als Generaldirektor eingestellt (Zentrale Wien Kärntnerring)
• Produktionsstart des ADR Sport mit 100PS.
• Ein richtungsweisender Kleinwagen, der ADK wird als Prototype gebaut, fällt aber der untenstehenden Typenvereinbarung zum Opfer.
• Der extrem aufwendige ADR8 Luxuswagen – ein Reihenachtzylinder mit Doppelzündung - wird in kleiner Stückzahl (150) produziert: 80 Hub, 115 Bohrung, 4.624 ccm, 100 HP.
• Durch die Interessensgemeinschaft AD - STEYR wurde eine „Typenvereinbarung“ durch die Eigentümerbanken beschlossen: Austro Daimler baut nur mehr Automobile über 3000ccm und
Steyr unter 3000ccm.
1930:
• Der ADR Sport wird zum ADR Bergmeister weiterentwickelt, 3.600ccm, 120 HP, absoluter Luxussportwagen - Doppelzündung – 75Stk gebaut!
• Hans Stuck wird „Bergeuropameister“ auf Austro Daimler ADMR „Stuck“.
1931:
• In diesem Jahr werden die letzten Automobile in Wr. Neustadt gefertigt, die Weltwirtschaftskriese, der kleine verbliebene Inlandsmarkt, die auferlegte Luxuswagenstrategie
sowie hohe Schutzzölle im Ausland führten zu diesem tragischen Produktionsstop.
• Geländewagen ADG wird vorgestellt - eine Konstruktion unter Ing. Hacker: 4.000 ccm, 60 HP, 3 t Nutzlast, 7 Vor- und 3 Retourgänge, Sperre.
• Der ADN, ein LKW wird vom ADG abgeleitet (10Stk.gebaut).
• Der Schienentriebwagen VT61 mit 80PS ADG Motor mit bemerkenswerter Radkonstruktion wird entwickelt.
• AD schreibt rote Zahlen wobei auch die Auslandsniederlassungen in Deutschland, Ungarn, England und besonders in Polen maßgeblich daran beteiligt sind.
1932:
• Es folgen vergrößerte Triebwagen mit neuartigen Automatikgetriebe (VT62) und mit bis zu 2 Motoren bestückt(VT63). Der erwartete Erfolg bleibt aus.
• Für Steyr werden in Wr. Neustadt Karosserien hergestellt.
• AD ist hoch verschuldet, eigentlich ein Liquidationsprojekt!
• Eine Fusion Daimler - Steyr zeichnet sich ab.
1933:
• Entwicklung des ADGZ Panzerwagens und der ADMK Motorkarrette – Ing.
Reimspieß, Ing. Hacker.
• Das Werk wird teilweise stillgelegt. Arbeiter werden nur mehr tageweise beschäftigt.
1934:
• Produktionsstop am 30. Juni in Wr. Neustadt und Abtransport der Maschinen in 220 Eisenbahnwaggons nach Steyr.
• Vollfusion zur "Steyr Daimler Puch AG" am 12. Oktober, infolge Bankbeschluss der Mehrheitseigentümer CA und Wiener Bankverein.
1935:
• Am 10. Mai erfolgt die Löschung der "Austro Daimler Puchwerke Aktiengesellschaft" aus dem Handelsregister.
• Ca. 100 Personen gehen mit nach Steyr.
• Weiterführung der militärischen Produktionen: ADG, ADGZ, ADMK ... und einiger Schienenfahrzeuge.
• AD - PKWs werden in Steyr keine mehr gefertigt.
Die Restbestände aus Wr. Neustadt - hauptsächlich ADR8 und Bergmeister - werden nach Wien überstellt, der Abverkauf erfolgte bis Ende der 30er Jahre.